"Nachlese": Sommerhaus mit Swimmingpool

Hochspannung bis zur letzten Seite, der Roman von Herman Koch

Fängt ganz harmlos an

"Ich bin Hausarzt", so beginnt Herman Koch sein grandioses Werk. Was er seinem Protagonisten Marc Schlosser über dessen Praxisalltag in den Mund legt, rangiert zwischen bizarr und rabenschwarzem Humor. Noch schwant dem Leser aber nicht wirklich Böses, denn die eigentliche Geschichte entwickelt sich langsam. Und sie lässt nicht mehr los. Genial konstruiert Herman Koch ein Familiendrama vom Feinsten. Absolut klasse, wie sich Schlosser mit Ehefrau und zwei heranwachsende Töchtern in eine ambivalente Feriensituation manövriert. Einerseits aufregend; da spielen sexuelle Fantasien eine Rolle und viel Heuchelei. Andererseits wollte die Familie so sicher nie ihren Urlaub verbringen. Die Ereignisse nehmen Fahrt auf - bis die Geschichte eskaliert und der Arzt in seiner Rolle als Vater mehr gefordert ist, als ihm lieb ist. Das erzählt Koch teilweise mit einer unglaublichen Komik, aber immer logisch. Die Gefühle, Sichtweisen und Reaktionen des Arztes sind in jeder Phase nachvollziehbar - da kommt man schon ins Grübeln. Die Spannung bleibt bist zum Schluss, der dann ganz anders ist, als erwartet. vs