Als ich seine Badehose sah, wußte ich, dass ich ihn verlassen würde
Die Tücke lag wie so oft im Detail. Einem auffällig kleinen zwar, aber genau das war der Anfang vom Ende. Bis zu unserem ersten und finalen Wochenende am Pool eines kuscheligen Romantik-Hotels, kannte ich ihn als attraktiven, selbstbewussten Mittvierziger, der angezogen meiner Vorstellung von Mr. Right gefährlich nahe kam. Er gehörte zu der Spezies Mann, die bei der Wahl ihrer Oberbekleidung vor Investitionen im Gegenwert eines Kleinwagens nicht zurückschrecken. Dank seiner und der Großzügigkeit weiterer Alpha-Männer in diesem Kosmos, kann sich Signore Armani mittlerweile auf der Privatinsel sonnen. Vielleicht hätte ich schon beim Anblick seiner Boxershorts stutzig werden sollen, von der mir eine in besonderer Erinnerung blieb, weil sie mit kleinen trötenden Elefanten bedruckt war. Was mich ein bisschen an die Sendung mit der Maus erinnerte. Nun macht Verliebtheit bekanntlich blind und manchmal möchte man den Tatsachen gar nicht soo genau ins Auge schauen. Denn Männer in Maßanzügen können täuschen - und wie sie täuschen können___!
Stecken Sie einen Bademeister aus Rimini in einen edlen Brioni-Dreiteiler aus Kaschmir/Seide und Sie werden von seiner Eleganz, seinem perfekten Stil und seiner Klasse beeindruckt sein - und felsenfest glauben, einen Mann von Welt vor sich zu haben. Stecken Sie allerdings den Vorstandsvorsitzenden eines international führenden Unternehmens in eine zu spacke Speedo, verhält es sich genau umgekehrt. Der selbe Mann, den Sie im edlen Zwirn als perfekten Gentleman angebetet haben, hat bekleidungstechnisch oft ein schwer gestörtes Verhältnis zu seinem Untenherum. Da ist ihm sein Prestige vollkommen schnuppe, Hauptsache, passt, sitzt und kneift nicht. Folgenschwer bedingt noch dadurch, dass Männer, vor allem die in den besten Jahren, die Wahl ihrer Unterwäsche am liebsten ihren Muttis, Gattinnen und Freundinnen überlassen. Wenn das nicht schon fatal genug wäre, ist die Krone der Schöpfung bei einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper grundsätzlich ausnehmend tolerant. Oder haben Sie ihn etwa schon mal im Kreise seiner Artgenossen über männliche Problemzonen lamentieren hören? Oder kennen Sie Einen, der jemals komplett frustriert, mit Stapeln von Badehosen überm Arm, aus einer Umkleidekabine stolperte? Man muss sich nur mal die Fotos von Arnold Schwarzenegger anschauen, wie er, nur bekleidet mit einer mikroskopisch kleinen Dreieckshose, über den Strand von Santa Monica walzt. Der kennt keine Selbstzweifel: Here comes Arnie, the Govenor of California. Gut, kann man da sagen, Michelin-Mann wäre treffender. Aber wenn man(n) sich noch nie im Spiegel einer neonbeleuchteten Umkleidekabine begegnet ist, bleibt einem allzu zermürbende Selbstkritik eben auch erspart.
Mein Mr. Right schnurrte augenblicklich auf Normalmaß zusammen, als er sich mir leichtbekleidet in einer Badehose von der Größe eines Lendenschurzes präsentierte, die noch aus der Zeit zu stammen schien, als er sein Seepferdchen-Abzeichen machte. Beim zweiten Hinsehen erkannte ich dann, was mir da auf knappstem Raum und psychodelischem Muster in Neonfarben entgegenprangte - statt eines Seepferdchens das Logo einer bekannten und sauteuren italienischen Edelmarke. Dazu trug er über der Schulter ein riesiges Badetuch, bedruckt mit einem Polospieler und dem unübersehbaren Namenszug einer einschlägig bekannten amerikanischen Nobel-Company sowie am sorgfältig pedikürten Fuße die hässlichste Schlappe des Erdballs, die Adilette.
Zugegeben, es war nicht nur das Format der Badehose, das meine zarten Gefühle im Keim erstickte, es kamen im Laufe des Wochenendes noch ein paar andere Dinge hinzu die unsere junge Beziehung trübten. Unter anderem präsentierte er mir schmollend - auf meine vorsichtige Frage nach einer eventuell und vielleicht und überhaupt und möglicherweise existierenden Zweitbadehose - die nächste Variante. Diesmal in Kastenform, kurzes Bein, eingenähte Innenhose und Schlüsseltäschchen, eine trostlose Kombination in Animal-Print. Auf die schien er nun ganz besonders stolz zu sein, denn während einer kurzen aber heftigen Diskussion u. a. über meine modische Kompetenz, erfuhr ich, dass es sich um Geschenke seiner Ex-Freundin handelte - die müsse es ja wohl besser wissen als ich, schließlich sei sie im Fashion-Business. Im nachhinein sehe ich das Ganze sportlich und muss neidlos anerkennen, Chapeau! vor der Ex. Die wusste, was sie tat. Mit den Liebestötern findet der an Strand und Pool so schnell Keine, es sei denn die Damen stehen auf Bademeister oder auf Formel 1-Rennstallbesitzer, die durch goldene Panzerketten um den Hals von ihren Rettungsringen oberhalb des feigenblattkleinen Nichts abzulenken versuchen.
Bedauerlicherweise neigt der europäische Badetourist von Sylt bis St. Barth zur Selbstüberschätzung und nimmt die modische Maxime, „weniger ist mehr“ bei der Wahl seiner Strandbekleidung allzu wörtlich. Noch unerfreulicher ist, dass er dabei übersieht, dass die Dress-Codes, zum Beispiel die der knackigen Boys an Rios Copacabana, strengen Maßstäben unterworfen sind. Hier formte nämlich nicht Bier sondern ausdauerndes Fitness-Training die Körper. Knappe Badehosen sehen auf brauner Haut sowieso immer besser aus, es sei denn man(n) hat noch die dazu passenden Pobacken und ein juveniles Alter. Ansonsten gilt die Regel, man(n) sollte die Badebekleidung den aktuellen Proportionen anpassen, im Klartext: Je älter und korpulenter, desto mehr Stoff. String-Tangas sind nötigenfalls an strippenden Kerlen auf Junggesellinnenabschiedsparties noch einigermaßen erträglich – andererseits, wenn man die Damen so johlen hört, wirken die eher schwerst amüsiert als erotisch angetörnt. Selbst die Waschbrettbauch-Legende Brad Pitt sähe in einem solchen Malheur verheerend aus und wäre in Hollywood forever and ever unten durch. Wobei sich der US-Amerikaner ohnehin dezent gibt in seiner Vorliebe für körperumspielende Badeshorts, jeder Länge und Couleur - abgesehen von einigen Ausrutschern, wie tiefergelegter Schritt, allzu schrille Farben oder schräge Muster. Im Land der Beach-Boys und Puritaner herrscht das Verhüllungs-Gebot und mit weiblichen Augen betrachtet, sehen Männer in Shorts auf jeden Fall verheißungsvoller aus als die in der Pelle. Wann sieht man schon mal so was Nettes, wie den vergnügt plantschenden Moppel Jack Nicholson in seiner XXXL-Badebux am Strand von Malibu. Seit dem Foto, freue ich mich umso mehr auf seinen nächsten Film.
Also meine Herren, besser Zuviel als Zuwenig - oder ab in den Pool oder die nächste Welle, sonst droht die Lächerlichkeitsfalle.
Text © Ute Hoerle, Journalistin und PR-Beraterin, Düsseldorf
Illustration © Jim Tonic, Düsseldorf
Stecken Sie einen Bademeister aus Rimini in einen edlen Brioni-Dreiteiler aus Kaschmir/Seide und Sie werden von seiner Eleganz, seinem perfekten Stil und seiner Klasse beeindruckt sein - und felsenfest glauben, einen Mann von Welt vor sich zu haben. Stecken Sie allerdings den Vorstandsvorsitzenden eines international führenden Unternehmens in eine zu spacke Speedo, verhält es sich genau umgekehrt. Der selbe Mann, den Sie im edlen Zwirn als perfekten Gentleman angebetet haben, hat bekleidungstechnisch oft ein schwer gestörtes Verhältnis zu seinem Untenherum. Da ist ihm sein Prestige vollkommen schnuppe, Hauptsache, passt, sitzt und kneift nicht. Folgenschwer bedingt noch dadurch, dass Männer, vor allem die in den besten Jahren, die Wahl ihrer Unterwäsche am liebsten ihren Muttis, Gattinnen und Freundinnen überlassen. Wenn das nicht schon fatal genug wäre, ist die Krone der Schöpfung bei einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper grundsätzlich ausnehmend tolerant. Oder haben Sie ihn etwa schon mal im Kreise seiner Artgenossen über männliche Problemzonen lamentieren hören? Oder kennen Sie Einen, der jemals komplett frustriert, mit Stapeln von Badehosen überm Arm, aus einer Umkleidekabine stolperte? Man muss sich nur mal die Fotos von Arnold Schwarzenegger anschauen, wie er, nur bekleidet mit einer mikroskopisch kleinen Dreieckshose, über den Strand von Santa Monica walzt. Der kennt keine Selbstzweifel: Here comes Arnie, the Govenor of California. Gut, kann man da sagen, Michelin-Mann wäre treffender. Aber wenn man(n) sich noch nie im Spiegel einer neonbeleuchteten Umkleidekabine begegnet ist, bleibt einem allzu zermürbende Selbstkritik eben auch erspart.
Mein Mr. Right schnurrte augenblicklich auf Normalmaß zusammen, als er sich mir leichtbekleidet in einer Badehose von der Größe eines Lendenschurzes präsentierte, die noch aus der Zeit zu stammen schien, als er sein Seepferdchen-Abzeichen machte. Beim zweiten Hinsehen erkannte ich dann, was mir da auf knappstem Raum und psychodelischem Muster in Neonfarben entgegenprangte - statt eines Seepferdchens das Logo einer bekannten und sauteuren italienischen Edelmarke. Dazu trug er über der Schulter ein riesiges Badetuch, bedruckt mit einem Polospieler und dem unübersehbaren Namenszug einer einschlägig bekannten amerikanischen Nobel-Company sowie am sorgfältig pedikürten Fuße die hässlichste Schlappe des Erdballs, die Adilette.
Zugegeben, es war nicht nur das Format der Badehose, das meine zarten Gefühle im Keim erstickte, es kamen im Laufe des Wochenendes noch ein paar andere Dinge hinzu die unsere junge Beziehung trübten. Unter anderem präsentierte er mir schmollend - auf meine vorsichtige Frage nach einer eventuell und vielleicht und überhaupt und möglicherweise existierenden Zweitbadehose - die nächste Variante. Diesmal in Kastenform, kurzes Bein, eingenähte Innenhose und Schlüsseltäschchen, eine trostlose Kombination in Animal-Print. Auf die schien er nun ganz besonders stolz zu sein, denn während einer kurzen aber heftigen Diskussion u. a. über meine modische Kompetenz, erfuhr ich, dass es sich um Geschenke seiner Ex-Freundin handelte - die müsse es ja wohl besser wissen als ich, schließlich sei sie im Fashion-Business. Im nachhinein sehe ich das Ganze sportlich und muss neidlos anerkennen, Chapeau! vor der Ex. Die wusste, was sie tat. Mit den Liebestötern findet der an Strand und Pool so schnell Keine, es sei denn die Damen stehen auf Bademeister oder auf Formel 1-Rennstallbesitzer, die durch goldene Panzerketten um den Hals von ihren Rettungsringen oberhalb des feigenblattkleinen Nichts abzulenken versuchen.
Bedauerlicherweise neigt der europäische Badetourist von Sylt bis St. Barth zur Selbstüberschätzung und nimmt die modische Maxime, „weniger ist mehr“ bei der Wahl seiner Strandbekleidung allzu wörtlich. Noch unerfreulicher ist, dass er dabei übersieht, dass die Dress-Codes, zum Beispiel die der knackigen Boys an Rios Copacabana, strengen Maßstäben unterworfen sind. Hier formte nämlich nicht Bier sondern ausdauerndes Fitness-Training die Körper. Knappe Badehosen sehen auf brauner Haut sowieso immer besser aus, es sei denn man(n) hat noch die dazu passenden Pobacken und ein juveniles Alter. Ansonsten gilt die Regel, man(n) sollte die Badebekleidung den aktuellen Proportionen anpassen, im Klartext: Je älter und korpulenter, desto mehr Stoff. String-Tangas sind nötigenfalls an strippenden Kerlen auf Junggesellinnenabschiedsparties noch einigermaßen erträglich – andererseits, wenn man die Damen so johlen hört, wirken die eher schwerst amüsiert als erotisch angetörnt. Selbst die Waschbrettbauch-Legende Brad Pitt sähe in einem solchen Malheur verheerend aus und wäre in Hollywood forever and ever unten durch. Wobei sich der US-Amerikaner ohnehin dezent gibt in seiner Vorliebe für körperumspielende Badeshorts, jeder Länge und Couleur - abgesehen von einigen Ausrutschern, wie tiefergelegter Schritt, allzu schrille Farben oder schräge Muster. Im Land der Beach-Boys und Puritaner herrscht das Verhüllungs-Gebot und mit weiblichen Augen betrachtet, sehen Männer in Shorts auf jeden Fall verheißungsvoller aus als die in der Pelle. Wann sieht man schon mal so was Nettes, wie den vergnügt plantschenden Moppel Jack Nicholson in seiner XXXL-Badebux am Strand von Malibu. Seit dem Foto, freue ich mich umso mehr auf seinen nächsten Film.
Also meine Herren, besser Zuviel als Zuwenig - oder ab in den Pool oder die nächste Welle, sonst droht die Lächerlichkeitsfalle.
Text © Ute Hoerle, Journalistin und PR-Beraterin, Düsseldorf
Illustration © Jim Tonic, Düsseldorf