Mords-Spannung am Beckenrand. Die schaurig prickelnde Alternative zur Fußball Weltmeisterschaft. Präsentiert von schwedenkrimi.de

Fußballfieber. Landauf, landab verfolgen die Fans mit jeder Faser des Nervenkostüms die aufregende Jagd aufs gegnerische Tor. Wer mit dem Rummel nichts am Hut hat und trotzdem Spannung will – hier ist das Alternativprogramm: Packende Krimis aus Schweden. Dreimal hochkarätige Unterhaltung, die prickelnde Schauer über den Rücken jagen lässt. Das passt zu aqua-emotion.de: Pool und Badewanne sind die Tatorte.
Schwedenkrimis von Camilla Läckberg, Håkan Nesser
Merkmale
Hochkarätige Gänsehaut-Literatur aus Schweden
Fakten
Die Eisprinzessin schläft, Camilla Läckberg, gebundene Ausgabe, 2005, 330 Seiten, Kiepenheuer, ISBN: 3378006625, um 20 Euro
Sein letzter Fall, Håkan Nesser, gebundene Ausgabe, 2004, 580 Seiten, btb Goldmann, ISBN: 3442750806, um 24 Euro
Das grobmaschige Netz, Håkan Nesser, Sonder-Edition Stern Krimi-Bibliothek Band 23, um 7 Euro
Auch für WM-Fans, wenn der Fußballkrimi mal Pause hat!
Unbedingt lesen!
„Eine Eishaut in der Wanne – das eiskalte Totenbett einer schönen Frau...“
Die Eisprinzessin schläft lautet der Titel dieses spannenden Schwedenkrimis. Erica Falck ist Ende 30 und Schriftstellerin. Sie arbeitet an einer Biographie über Selma Lagerlöf, als sie die Nachlassregelung der kürzlich verstorbenen Eltern von Stockholm zurück in ihren Heimatort Fjällbacka ruft. Zu allem Unglück wird Alexandra, ihre beste Freundin aus den Kindertagen tot aufgefunden. Die Eltern ihrer Freundin bitten sie einen Nachruf zu schreiben. Erica taucht mehr und mehr ein in Alexandras Vergangenheit. Fjällbacka gibt sich dabei als mondänes Städtchen an Schwedens Westküste, das im Sommer touristisch-maritimes Flair versprüht, während es im Winter in den Dornröschenschlaf zu versinken scheint. Doch die Idylle erweist sich als trügerisch. Unter der scheinbar konfliktfreien Oberfläche brodelt es gewaltig. Gemeinsam mit dem Polizisten Patrik, ebenfalls ein ehemaliger Schulkamerad mit dem sie bald mehr verbindet, führt die Spurensuche in menschliche Untiefen. Wer hat der reichen schönen Eisprinzessin das eisige Totenbett bereitet? Die Ermittlungen bringen die mühevoll aufrecht erhaltene Ordnung Fjällbackas gehörig ins Wanken, alte Geheimbünde werden auf die Probe gestellt. Am Ende: viele Verlierer, ein wenig Hoffnung und genau die richtige Mischung aus gutem Krimiplot und typisch skandinavischem Kommentar zur Gegenwart.
Die Autorin
Camilla Läckberg hat mit ihrer Heldin Erica Falck eine mitreißende Figur geschaffen; spritzig, unerschrocken und leidenschaftlich eroberte sie die Herzen der Leser im Sturm. Der Thriller stand monatelang ganz oben auf der schwedischen Bestsellerliste. 1974 wurde Camilla Läckberg in Fjällbacka geboren. Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin bekam durch einen Krimikurs Mordslust aufs Schreiben. Inzwischen ermittelt ihre Protagonistin Erica Falck den dritten Fall.
"Eine Tote im Swimmingpool, ein Mörder mit einem wasserdichten Alibi...“
Sein letzter Fall ist schwedische Krimikost vom Feinsten. Ex Kommissar van Veeteren lässt dieser Fall – der einzig ungelöste seiner Karriere – auch fünfzehn Jahre nach der Tat keine Ruhe. Wer hat Barbara Clarissa Hennan auf dem Gewissen? Ihr Mann, wie alle glauben, dem aber nichts zu beweisen ist? Van Veeteren traut ihm das Verbrechen zu. Er hat mit dem Verdächtigen gemeinsam die Schulbank gedrückt und kennt dessen finstere, boshafte Seite. Doch all seine Bemühungen, ihm die Sache nachzuweisen, laufen ins Leere. Der Fall G – wie er intern genannt wird – bleibt unabgeschlossen. Da rückt über ein Jahrzehnt später die ungesühnte Tat erneut in den Blickwinkel der Maardamer Kriminalpolizei. Die Tochter eines ehemaligen Privatdetektivs, der G damals im Auftrag seiner Frau beschatten sollte, meldet ihren Vater als vermisst. Er ist verschwunden, kurz nachdem er am Telefon erklärt hat, er sei auf einer heißen Spur im Falle G. Anlass genug für Van Veeteren, die Sache von damals noch einmal völlig neu aufzurollen.
Der Autor
Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der interessantesten und aufregendsten Krimiautoren Schwedens und gilt dort als Star in seinem Genre. Für seine Krimis mit Hauptakteur Inspektor Van Veeteren wurde er vielfach ausgezeichnet. Sie sind in mehrere Sprachen übersetzt, wurden erfolgreich verfilmt und werden demnächst auch im deutschen Fernsehen zu sehen sein.
„Dunkles Haar, das auf dem Badewasser schwimmt; ein Ehemann mit Blackout...“
Das grobmaschige Netz ist ebenfalls Mordsspannung von Erfolgsautor Håkan Nesser: Als Janek Mitter sich nach einer durchzechten Nacht morgens aufrappelt, hat er einen kompletten Blackout. Die Wohnung kennt er, die leeren Weinflaschen sprechen Bände, doch bei seinem Namen und weiteren persönlichen Details wird's schon schwieriger. Das ändert sich schlagartig, als er nach einigen vergeblichen Versuchen seine Badezimmertür rabiat aufbricht. In der Wanne liegt seine Ehefrau - tot. Und natürlich beginnen jetzt die lästigen Fragen der Polizei, denn Eva Ringmar wurde ertränkt. Hat er sich mit ihr am vergangenen Abend gestritten? Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung. Mitter landet in der Psychiatrie. Seine Schuld kann nicht bewiesen werden - seine Unschuld auch nicht. Bis eines nachts die Erinnerung Gestalt annimmt: "Er würde alles was er wissen musste, noch früh genug erfahren. Und vielleicht bestand ja gar kein Grund zur Vorfreude." Die Pfleger finden Mitter am nächsten Morgen brutal ermordet in seinem Bett. Für den kauzigen Kommissar Van Veeteren, einen passionierten Badmintonspieler, laufen jetzt die Ermittlungen auf Hochtouren. Denn in Verbindung mit den beiden Toten hat es in der Vergangenheit mehrere ungeklärte Mordfälle gegeben.
Das sagt die Expertin
Die Auswahl der hochkarätigen Gänsehautliteratur traf für uns die Schwedenkrimi-Expertin Alexandra Hagenguth von schwedenkrimi.de – Krimikultur Skandinavien. Das renommierte, nicht kommerzielle Portal präsentiert auf rund 550 Seiten etwa 120 Autoren und Autorinnen aus Schweden, Dänemark, Norwegen, Island und Finnland in Interviews, Rezensionen, Lesungen und Porträts. Erst kürzlich erhielt schwedenkrimi.de als Auszeichnung für die engagierte Arbeit ein Diplom der dänischen Kriminalakademie, überreicht vom Bürgermeister von Horsens in Dänemark. Wir sprachen mit Alexandra Hagenguth über die Faszination „Schwedenkrimi“.
aqua-emotion: Nicht erst seit Kommissar Wallander ist in Deutschland ein wahrer Schwedenkrimi-Boom entstanden. Was macht das Besondere dieser Krimis aus dem hohen Norden aus?
Alexandra Hagenguth: Ich denke, es sind eine ganze Reihe Faktoren dafür verantwortlich. Zum einen bieten die Skandinavier ein breites Spektrum an thematischer und erzähltechnischer Krimiliteratur. Es gibt mit Wallander oder Van Veeteren den klassischen Polizeiroman, es gibt mit Karin Alvtegen oder Karin Fossum den eher psychologisch ausgerichteten Krimi, es gibt mit Arne Dahl die literarisch anspruchsvolle Stilrichtung, es gibt mit Liza Marklunds Annika Bengtzon und Lena Lehtolainens Maria Kallo weibliche Protagonisten als Identifikationsfigur und so weiter und so fort – es findet sich also für jeden Geschmack etwas. Zum anderen sprengen die skandinavischen Autoren wie keine ihrer europäischen Kollegen sonst immer wieder das Genre; sie spielen mit den Genregrenzen, überschreiten sie, definieren sie immer wieder neu – hier denke ich insbesondere an Håkan Nesser und Kerstin Ekman. Das hält das Genre lebendig, gibt dem eigentlich immer gleichen Plot – jemand sucht einen Mörder – immer wieder neue Impulse und verwischt die Grenze zur so genannten hohen Literatur. Das macht Krimis auf einmal auch für das Feuilleton interessant und für Leserschichten, die bisher eher abfällig auf den Krimi als „Trivialliteratur“ geschaut haben. Und schließlich sind die skandinavischen Krimis beispiellos in ihrer Aktualität; sie sind fast die einzige realistische Literatur heutzutage. Wo sonst werden aktuelle gesellschaftliche Themen, Probleme und Entwicklungen so konstant, auf Augenhöhe mit ihrer Zeit aufgegriffen und diskutiert? Die skandinavischen Romane sind modern, bedienen sich einer modernen Sprache, modernen Stilmitteln, die zuweilen an Filmtechnik erinnern. Auch das macht sie zu einem Importschlager – sie sind konsumabel, das heißt, sie entsprechen unseren heutigen Konsumgewohnheiten, die ganz wesentlich durch das Fernsehen und Kino geprägt sind.
aqua-emotion: Wie sind Sie persönlich auf den Geschmack der Schwedenkrimis gekommen?
Alexandra Hagenguth: Eigentlich ist Astrid Lindgren an allem Schuld. Durch ihre Kinderbücher habe ich schon früh eine Schwäche fürs Skandinavische entwickelt. Das ging soweit, dass ich dann nach dem Abitur Skandinavistik studiert habe und von dort und Kerstin Ekmans epochalem Werk „Geschehnisse am Wasser“ war es dann nicht mehr weit bis zum Krimi. Die Diskussion, ob dieser Roman nun ein Krimi sei oder ein belletristischer Roman hat mich gepackt und seitdem bin ich mit dem Schwedenkrimi-Virus hochgradig infiziert.
aqua-emotion: Wird die Leselust auf Skandinavische Gänsehautliteratur anhalten?
Alexandra Hagenguth: Ich glaube ja, und zwar so lange, wie die Skandinavier ihr in den letzten Jahren selbst hoch gestecktes Niveau halten. Es hat zwar auf dem Höhepunkt des Skandinavienkrimi-Hypes auch sehr schlechte Bücher gegeben, aber das Lesepublikum ist verwöhnt. Die schlechten Autoren werden sich von selbst ausselektieren, so dass eine ganze Handvoll sehr unterschiedlicher, aber qualitativ hochwertiger Krimiautoren aus Skandinavien bestehen bleiben wird. Ich denke, der skandinavische Krimi ist aus der deutschen Bücherszene nicht mehr wegzudenken und hat sich in den letzten zehn Jahren seinen festen Platz in den Regalen des Buchhandels wohl verdient erarbeitet.