Lapita-Voyage: Erste Expedition, die den Migrationsweg der Polynesier nachsegelt
Die Segel stehen Kopf. Es gibt keinen Motor und auch kein GPS. Gekocht wird an Deck, geschlafen auf Isomatten und was Dusche und WC anbelangt - hier schweigt der Seemann und weist auf die Pütz, womit der Eimer gemeint ist. Dies ist das Szenario der Expedition Lapita Voyage im Pazifik. Initiator ist Weltumsegler und Buchautor Klaus Hympendahl, gemeinsam mit Katamaran-Designer James Wharram und dessen Partnerin Hanneke Boom. Seit Anfang November segeln er und die Teams mit zwei ethnischen Katamaranen, der Lapita Tikopia und der Lapita Anuta, als erste den Migrationsweg der Polynesier nach, die vor mehr als 2.500 Jahren noch weit weniger komfortabel unterwegs gewesen sein dürften.
Sie kamen von Westen
Hatte Thor Hyerdahl 1947 mit seiner Kon-Tiki beweisen wollen, dass die Polynesier den pazifischen Raum aus östlicher Richtung, also mit Unterstützung des Humboldtstroms und den vorherrschenden Ost-West-Winden angesteuert hatten, teilt Hympendahl die heute in Forscherkreisen gängige Theorie, dass die mutigen Seefahrer mit ihren Booten von Westen her über Taiwan und den Philippinen auf die pazifischen Inseln kamen. Dabei müssen ihnen die Passatwinde kräftig ins Gesicht geblasen haben. Dass die alten Polynesier in der Lage waren Boote zu bauen, mit denen sie gegen den Wind kreuzen konnten, war Heyerdahl vor 60 Jahren noch nicht bekannt.
"Extrem kleines Gepäck" lautet die Devise für alle Expeditionsteilnehmer, darunter auch Journalisten und Wissenschaftler. Denn wenig Platz ist auf den beiden, rund 11 Meter langen Schiffen, die von dem Katamaran-Designer James Wharram und seiner Partnerin Hanneke Boon nach historischen Vorbildern konstruiert und auf der Werft von Andy Smith auf den Philippinen eigens für dieses Abenteuer gebaut wurden. Zwei Kojen befinden sich jeweils in den Rümpfen. Unnötigen Komfort und technisches Gerät gibt es nicht; alles soll möglichst authentisch sein. Dafür sind die Segeleigenschaften auch dank der traditionellen Riggs und wenig Aufbauten ausgezeichnet: „Wie ein fliegender Teppich gleitet das Boot über das Wasser“, berichtete Hympendahl begeistert von ersten Testfahrten und bescheinigt den Booten optimale Seetüchtigkeit.